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Absurde Speicherkrise: 1. Anbieter verkauft jetzt 'Fertig-PCs' ohne RAM
Die explodierenden Preise für DDR5-Arbeitsspeicher zwingen Systemintegratoren jetzt dazu, ihr eigenes Geschäftsmodell ad absurdum zu führen. Ein US-Anbieter verkauft nun erstmals unfertige "Fertig-PCs" ganz ohne RAM.
Felix Krauth,
21.12.2025 11:30 Uhr


Konfiguration ohne Arbeitsspeicher

Während vor allem die Hersteller von Speicher aufgrund der momentanen Krise gut verdienen, müssen sich Kunden auf eine längere Durststrecke einstellen. Sie müssen nicht nur deutlich mehr für RAM bezahlen als bisher, sondern auch mit abgespeckter Hardware in Geräten wie Handys und Laptops rechnen. Der erste Hersteller von Fertig-PC treibt es jetzt allerdings auf die Spitze.

Als Reaktion auf die extrem gestiegenen Kosten für DDR5-Module hat der US-amerikanische Systemintegrator Paradox Customs auf X jetzt verkündet, dass man die eigenen Gaming-PCs ab sofort nicht nur mit weniger, sondern optional komplett ohne Arbeitsspeicher verkauft. Kunden, die noch über eigene Riegel verfügen oder diese günstiger auf dem Zweitmarkt erwerben können, "können diese Option gerne nutzen". Man bemüht sich mit dieser Formulierung offensichtlich, die Maßnahme als ein Entgegenkommen bzw. einen Service an die Kunden zu verkaufen.

Branchenkenner werten diese Formulierung jedoch auch als Indiz dafür, dass Systembuilder selbst Schwierigkeiten haben, profitabel an Speicher zu gelangen. Normalerweise generieren Integratoren durch den Einkauf großer Mengen und den Weiterverkauf verbauter Komponenten ihre Marge. Dass ein Anbieter freiwillig auf diesen Umsatzanteil verzichtet, unterstreicht den Ernst der Lage. Laut Paradox Customs ist der Schritt eine direkte Antwort auf die "Mangelversorgung und stark steigenden Preise".


Technische Hürden und Kompatibilität

Für den Endanwender birgt das Modell "Bring Your Own RAM" jedoch technische Risiken, die über das reine Einstecken der Riegel hinausgehen. DDR5-Speicher unterscheidet sich architektonisch fundamental von seinen Vorgängern. Die Spannungsregulierung befindet sich nun direkt auf dem Modul und nicht mehr auf dem Mainboard, was zu einer höheren Wärmeentwicklung der Riegel führt. In einem vom Hersteller professionell vorkonfigurierten System ist der Luftstrom meist auf die verbauten Komponenten abgestimmt. Eigene Module mit unzureichenden Kühlkörpern könnten in einem kompakten Gehäuse thermische Probleme verursachen.

Zudem ist das sogenannte "Memory Training" bei modernen AM5- und Intel-Plattformen ein komplexer Vorgang. Systemintegratoren testen ihre PCs normalerweise auf Stabilität und aktivieren EXPO- oder XMP-Profile, bevor sie die Werkstatt verlassen. Fehlt der Arbeitsspeicher, entfällt dieser kritische Schritt der Qualitätskontrolle. Sollte der vom Kunden nachträglich eingebaute Speicher Inkompatibilitäten mit dem Mainboard aufweisen, liegt die Last der Fehlerdiagnose allein beim Käufer.


Weniger Dienstleistung, mehr Eigenverantwortung

Nutzer, die Fertig-PC-Angebote wahrnehmen, tun das unter anderem, weil sie keine Lust oder Zeit haben, sich mit den technischen Einzelheiten und Herausforderungen des PC-Baus zu beschäftigen. Bei einem Computer ohne vorverbauten RAM, muss der Kunde sich jedoch wieder selbst kümmern. Das könnte viele abschrecken und verwässert den Sinn und die Vorteile eines Prebuilds.

Die angespannte Speichersituation dürfte sich laut Analysten allerdings so schnell nicht entspannen. Daten von Marktforschungsunternehmen deuten darauf hin, dass der Höhepunkt der Verknappung erst Ende 2026 erreicht sein wird. Eine spürbare Beruhigung der Preissituation wird von Experten und sogar Herstellern wie SK Hynix selbst frühestens für das Jahr 2027 prognostiziert. Bis dahin könnten unvollständige "Fertig-PCs" zu einem neuen, wenn auch unerwünschten Standard werden, bei dem die Verantwortung für die Systemstabilität teilweise auf den Kunden abgewälzt wird. Die Garantie, dass alle Komponenten reibungslos zusammenarbeiten, geht damit verloren.

quelle: winfuture.de

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